Liebe Wohlener:innen
In meiner letzten Kolumne habe ich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angesprochen. Heute möchte ich der Frage nachgehen, wer die Kosten für eine bessere Kinderbetreuung übernehmen soll. Was vielerorts in der Schweiz als private Verantwortung der Eltern gilt, muss endlich als gesellschaftliche Aufgabe anerkannt werden. Doch wer ist dafür verantwortlich, die finanziellen Mittel bereitzustellen?
In der Deutschschweiz finanzieren Eltern Kitas weitgehend selbst, mit Unterstützung von Kantonen und Gemeinden. In der Romandie hingegen tragen Kantone und Gemeinden einen grösseren Teil der Kosten – in fünf Westschweizer Kantonen beteiligen sich sogar die Arbeitgeber!
Doch in der Deutschschweiz stösst das sogenannte Waadtländer Modell auf Widerstand. In der Waadt wurden als Ausgleich die Firmensteuern gesenkt, um Unternehmen zu entlasten. Ein solches Modell könnte auch den Kanton Bern wirtschaftlich attraktiver machen.
Das Parlament berät derzeit über die 2023 eingereichte Volksinitiative «Für eine gute und bezahlbare familienergänzende Kinderbetreuung für alle». Die Kita-Initiative sieht vor, dass der Bund zwei Drittel der Kosten übernimmt, während die Eltern maximal 10% ihres Einkommens beisteuern sollen.
Der Bundesrat lehnt die Initiative ab. Stattdessen schlägt der Ständerat eine Betreuungszulage vor, die ausschliesslich von den Kantonen ohne Beteiligung des Bundes finanziert werden soll.Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt. Aber es ist unbestritten, dass die Betreuungskosten sinken müssen!
Michelle Hufschmid-Lim, Historikerin