Liebe Wohlener:innen
Als Mutter eines fünfmonatigen Babys und berufstätige Frau ist die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit für mich nicht nur ein persönliches Anliegen, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Ich bin kürzlich wieder zu 80% in meinen Beruf eingestiegen – ein wohlüberlegter Schritt, der aber auch mit Herausforderungen verbunden ist.
Wer als Eltern sein Arbeitspensum reduziert oder ganz aufgibt, riskiert massive Einbussen. Kein Einkommen, keine Einzahlungen in die Pensionskasse und Säule 3a – ein Rentennachteil, der sich später kaum mehr ausgleichen lässt!
Wer weniger arbeitet, wird seltener für Führungspositionen berücksichtigt. Karrierechancen schwinden, während Vollzeit-Kollegen (oft Männer) aufsteigen. Diese strukturelle Benachteiligung führt dazu, dass Eltern, die ihre Kinder länger betreuen, langfristig weniger verdienen und in Entscheidungspositionen unterrepräsentiert bleiben.
Wo bleibt da der Raum für die Familie?
Deshalb fordere ich erweiterte Betreuungszeiten sowie eine weiterführende finanzielle Unterstützung durch das Betreuungsgutscheinsystem der Gemeinde. Kinderbetreuung darf nicht als Privatsache betrachtet werden, sondern sie ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Nur eine faire Lösung ermöglicht es Eltern, ihren Beruf auszuüben, ohne wirtschaftliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Es ist Zeit, dass sich etwas ändert.
PS: „Wer soll das alles bezahlen?“ werde ich in meiner nächsten Kolumne beantworten.
Michelle Hufschmid-Lim, Historikerin