Liebe Wohlener:innen
Stellen Sie sich vor, es brennt. Die Feuerwehr kommt und Sie atmen erleichtert auf. Doch dann steigt ein freundlicher Herr in Anzug und Krawatte aus und erklärt, dass bei der Feuerwehr ein Investor eingestiegen ist und es jetzt «es Bitzeli meh» kostet, wenn das Haus gelöscht werden soll.
Offensichtlich absurd. Genauso absurd ist, dass wir dieselbe Szene für ganz normal halten, wenn es um unsere Gesundheitsversorgung und bezahlbare Wohnungen geht.
Irgendwo in dieser Geschichte haben wir die Abzweigung verpasst und liessen uns überzeugen, dass es OK ist, mit diesen Grundbedürfnissen einen Profit zu erwirtschaften!
Es gibt viele Bereiche, bei denen der freie Markt ohne Schaden spielen darf: Das Gipfeli zum Kaffee, ein Gebrauchtwagen, eine Werbekampagne oder der Tannenbaum – alles Dinge, ohne die wir notfalls auskommen, wenn die Anbieter den Bezug zur Realität verlieren und die Preise plötzlich verdoppeln.
Auf was wir aber nicht verzichten können: Bildung, Versorgung mit Wasser, Strom, Strassen, ein starkes Gesundheitswesen und ein anständiges Dach über dem Kopf. Hier ist der «freie Markt» nämlich überhaupt nicht mehr frei und liefert nur noch eines: den grösstmöglichen Gewinn mit dem kleinsten Aufwand für die Investoren.
Martin Beyeler, Apotheker und Geschäftsleiter Apotheke Unitobler