Liebe Wohlener:innen
Vor ein paar Wochen habe ich ein Säckchen mit einem braunen Pulver auf der Strasse gefunden. Eine freundliche Polizeistreife hat es abgeholt und bestätigt, dass es sich um Heroin handelt.
Auch im Jahr 2025 existiert dafür offenbar noch ein Schwarzmarkt!
Dass es überhaupt zur Seltenheit geworden ist, gebrauchte Spritzen oder eben ein Säckchen Heroin auf der Strasse zu finden, ist einer kleinen Gruppe mutiger Menschen zu verdanken, die es in den 90er-Jahren gewagt haben, die Abgabe von Opiaten an heroinabhängige Menschen zu verlangen und zu erkämpfen. Der Erfolg dieser Massnahme war riesig und der Effekt sofort zu spüren. ApothekerInnen, die in dieser Zeit gearbeitet haben, werden bestätigen, dass z.B. die Zahl der Einbrüche in Apotheken schlagartig zurückgegangen ist. Warum ist klar: Die abhängigen Menschen waren nicht mehr zu Verzweiflungstaten gezwungen, um ihren Suchtdruck zu verringern. Vielen ist dank diesem Programm anschliessend wieder ein Einstieg in einen geregelten Alltag gelungen. Es ist offensichtlich, dass der Nutzen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Gesellschaft enorm war.
Wir können unterschiedliche Meinungen darüber haben, ob der Konsum von berauschenden Substanzen in Ordnung ist oder nicht. Worauf wir uns einigen können: Wir wollen verhindern, dass Menschen zu Schaden kommen, und alles daransetzen, dem mafiösen Schwarzmarkt den Boden zu entziehen. Auf dieser gemeinsamen Grundlage werden wir auch in Zukunft mutige und wohlüberlegte Entscheide zum Wohl der Gesellschaft fällen können.
Martin Beyeler, Apotheker und Geschäftsleiter Apotheke Unitobler